Tag 9 – Vierter Heliski-Tag: Ein langer Tag voller Powder, Sonne und Tree Wells
Heute halte ich mich etwas kürzer – denn ehrlich gesagt bin ich nach diesem langen Skitag einfach nur müde, aber glücklich.
Eigentlich wollte ich heute auch etwas über den Ort Stewart schreiben, aber das muss warten. (Spoiler: Ich hole es nach – versprochen!)
Denn dieser neunte Reisetag hatte es in sich. Ein echter Heli-Tag vom Feinsten.
Morgens: Wolken, Wind – und neue Helipartner
Beim morgendlichen Wetterbriefing gab es noch durchwachsene Aussichten: Ein kräftiger Westwind pfiff durch den Fjord und über die Berggipfel, und niemand konnte sagen, wie sich das Wetter am Nachmittag entwickeln würde. Der Vormittag sollte fliegbar sein – der Rest war reine Hoffnung.
Einige Teilnehmer legten heute eine Pause ein, also wurden die Gruppen neu zusammengestellt. Für mich bedeutete das neue Gesichter, neue Gespräche – und ein neues Team.
Mit Hans, Helmut und Michael hatte ich drei tolle Mitfahrer, und Mikey, unser neuer Guide, machte ebenfalls direkt einen starken Eindruck.

Powder in den Höhen, Schwerstarbeit unten
Zunächst hieß es: Busfahrt zur Staging Area, dann rein in den Heli. Schon beim ersten Abflug sahen wir es glitzern – in den letzten 24 Stunden hatte es richtig geschneit.
In den oberen Lagen fanden wir frischen, trockenen Powder, wie man ihn sich wünscht. Unten, unterhalb von ca. 1.000 Metern, wurde der Schnee allerdings nass und schwer, fast schon klebrig.
Unser Guide reagierte sofort: Die nächsten Abholpunkte wurden weiter oben verlegt, damit wir den unteren Teil nicht nochmal befahren mussten. Ein simpler, aber genialer Schachzug – und ein Zeichen dafür, wie gut das Team hier die Bedingungen einschätzt.
Sonne und Sicherheit: Bestes Skifahren am Nachmittag
Der Vormittag war gut – der Nachmittag wurde großartig.
Der Wind flaute ab, die Sonne brach durch – und wir hatten einige der schönsten Abfahrten der bisherigen Woche. Weite, frische Hänge, gelegentlich auch Fahrten durch den Wald – immer mit dem Gefühl, hier sind wir ganz allein unterwegs.
Doch bei Waldabfahrten ist besondere Vorsicht geboten. Vor allem wegen eines Phänomens, das hier oben Tree Wells genannt wird – zu Deutsch: Baumbrunnen.
Dabei handelt es sich um tiefe, unsichtbare Senken rund um die Baumstämme, in denen sich kein Schnee sammelt. Wer dort hineinrutscht, kann unter Umständen komplett verschwinden – und alleine nur schwer wieder herauskommen.
Ich habe selbst vor zehn Jahren erlebt, wie wir einen Kollegen aus einem Tree Well ziehen mussten – kein schöner Moment. Deshalb fahren wir hier immer paarweise, achten aufeinander, und der Guide gibt klare Anweisungen, wann und wo wir gemeinsam fahren.



Lawinensicherheit – jedes Gebiet ist anders
Auch heute gruben die Guides wieder Schneelöcher, um die Stabilität der Schneedecke zu prüfen. Die sogenannte Schneedeckenanalyse ist ein wesentlicher Bestandteil der Lawinenkunde.
In einem Terrain wie diesem, das so groß ist, dass man es sich aus europäischer Sicht kaum vorstellen kann, kann das Wetter innerhalb weniger Kilometer völlig unterschiedlich sein. Jeder Hang, jede Rinne muss neu beurteilt werden, denn wir befahren oft Gebiete, die seit Wochen niemand mehr betreten hat.
Entsprechend flexibel müssen die Guides sein – und heute haben sie gezeigt, was gute Planung und Erfahrung bewirken können.


Abfahrten bis zum Abend – und dann: Stewart-Style Après Ski
Trotz des langen Tages hatten wir nur eine kurze Mittagspause – danach fuhren wir bis kurz vor 17 Uhr durch.
Der letzte Abflug brachte uns zu einem abgelegenen Landeplatz, wo wir in den Bus umstiegen – zurück nach Stewart, das wir erst gegen 18 Uhr wieder erreichten.






Und ja, selbst hier gibt es sowas wie Après Ski:
Ein paar Snacks, ein kaltes lokales Bier und viele glückliche Gesichter – mehr braucht es manchmal nicht.
Nur kurz duschen, umziehen, und schon ging es weiter zum Abendessen, wo die gute Laune der wohlverdienten Erschöpfung wich.
Fazit des Tages? Tiefschnee, Teamgeist, Tree Wells – und ein Vorgeschmack auf das Finale
Morgen früh heißt es schon: Zimmer räumen – aber noch ist das Abenteuer nicht vorbei. Bevor es zurück nach Terrace geht, dürfen wir ein letztes Mal in die Berge.
Die Prognose sieht nicht schlecht aus – und wir alle hoffen, dass der Abschlusstag genauso gut wird wie heute.
Denn wenn man nach über sieben Stunden Skifahren immer noch nicht genug hat, dann weiß man: Es war ein richtig guter Tag.