Tag 10 – Abschied in Weiß: Letzter Heliskitag -abfahren bis zum Ende

Der letzte Skitag beginnt so, wie viele Tage hier oben begannen: grauer Himmel, Regen in Stewart, und eine Schneefallgrenze, die heute ein wenig weiter ins Tal gerutscht war.
Die Temperaturen lagen wieder knapp über dem Gefrierpunkt – kalt, aber nicht kalt genug, um sich auf das Wetter zu verlassen.

Beim morgendlichen Wetterbriefing wurde jedoch Hoffnung verbreitet: Die Bedingungen seien vergleichbar mit dem Vortag, vielleicht sogar etwas besser – und es hatte über Nacht weiter geschneit.
Also hieß es für uns: Ein letztes Mal früh raus, Koffer packen, das Zimmer bis auf das Bad räumen, und dann ab zum finalen Skierlebnis – bis zur Abreise am Mittag.


Adrenalin trotz Müdigkeit

Unsere Gruppe gehörte heute nicht zu den „Early Birds“, die direkt mit dem Heli von Stewart aus abheben dürfen – stattdessen: Bus zur Staging Area, Ski aus der Heckbox des Transits, Helm zurechtrücken, und los durch die Matsche zum Heli.

Bei der ersten Abfahrt spürte man die Strapazen der Vortage – müde Beine, zäher Start. Auch ich tat mich im unteren Bereich der ersten Abfahrt im Nassschnee schwer. Aber das war nicht überraschend:
Die letzten vier Tage hatten es in sich – körperlich und mental.


Tiefschnee, Technik und Teamwork

Wer denkt, dass 13.000 Höhenmeter in Whistler anstrengend waren (wie ich es dort an einem Tag gefahren bin), der hat noch keine fünf Tage Heliski in Kanada erlebt.

Jede Abfahrt hier im offenen Gelände ist komplett anders: Kein Hang ist präpariert, die Schneeverhältnisse wechseln alle 200 Höhenmeter – von lockerem Powder über Bruchharsch bis zu Eiskrusten.
Dazu kommen das ständige An- und Abschnallen, das konzentrierte Ein- und Aussteigen in den Heli, das präzise Koordinieren mit der Gruppe – und natürlich: die volle Aufmerksamkeit für die Natur.

Die erste Abfahrt fühlte sich ehrlich gesagt an, als würden meine Skischuhe nicht mehr zu mir passen. Aber dann: Klick. Es läuft.
Mit jeder Abfahrt wuchs das Vertrauen, das Grinsen wurde breiter – und ich entdeckte plötzlich meine Freude am Tree Skiing. Wer hätte gedacht, dass ich mich mal durch enge Wälder jage und das auch noch genieße?


Höhenmeter sind die Währung der Lüfte

Ein Thema, das unter Heliskifahrern fast ebenso wichtig ist wie die Schneebeschaffenheit: Höhenmeter. Denn sie sind nicht nur ein Maß für Leistung – sie bestimmen den Preis.

Im Gegensatz zu meinem ersten Trip zur Tyax Lodge, wo unlimitierte Höhenmeter angeboten werden (aber dafür der Tag oft früher endete), setzt Last Frontier auf ein faires, aber begrenztes System:
22.000 Höhenmeter sind inklusive, alles darüber wird nachträglich berechnet.

Und ja, auch ich fragte mich, als ich meine Tagesübersichten sah, ob der „kanadische Höhenmeter“ vielleicht ein wenig kürzer ist als der europäische… 😄
Wie sich herausstellte: Jeder Run zählt mindestens 400 Höhenmeter – unabhängig von der tatsächlich gemessenen Differenz. Das liegt daran, dass Start und Landung allein so aufwändig und kostenintensiv sind, dass kurze Abfahrten pauschal gewertet werden. Fair genug, finde ich.

Am Ende habe ich mit knapp 22.000 Höhenmetern fast genau mein Kontingent ausgeschöpft – nicht rekordverdächtig, aber angesichts des wechselhaften Wetters der ersten beiden Tage absolut zufriedenstellend.


Ein letztes Mal Powder – dann: zurück in die Welt

Bis 13:00 Uhr konnten wir heute noch fahren. Die Sonne ließ sich zwischendurch blicken, und obwohl die Beine schwer wurden udn es keine Pause gab, stieg keiner aus unserer Gruppe freiwillig aus.

Nach der Rückkehr in Stewart wartete ein schnelles, aber heißes Mittagessen, eine letzte Dusche – und dann hieß es: Abschied aus der echten Goldgräberstadt in der Wildnis nehmen.

Im Bus, der uns zurück nach Terrace brachte, war es spürbar ruhiger als auf der Hinfahrt. Viele dösten weg, einige schauten stumm aus dem Fenster.
Nach einem kurzen Stopp an der uns schon bekannten Tankstelle erreichten wir gegen 19:00 Uhr das Comfort Inn in Terrace.


Samstagabend in Terrace

Was macht man an einem Samstagabend in Terrace?
Nicht viel.
Ich begnügte mich mit einem kurzen Ausflug in den benachbarten Baumarkt (leider war die Waffensektion schon geschlossen) und entschied mich gegen das Steakhouse und für einen ruhigen Abend im Hotelzimmer.
Mein sehr spät eingenommenes Lunchpaket hatte mehr als satt gemacht – und der Tag hatte genug Eindrücke geliefert.

Später trudelten auch die Gäste aus der Bell 2 Lodge im Hotel ein – vielleicht begegne ich morgen früh ja den bekannten Gesichtern vom Hinflug aus Vancouver wieder.

Die Transfers zum Flughafen hat Last Frontier perfekt organisiert, je nach Abflugzeit wird jeder pünktlich gebracht – Service bis zum letzten Kilometer.


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