Tag 4 – Regen, Rückfahrt und ein Blick zurück auf Whistler Blackcomb
Der Tag begann ungeplant früh – nicht etwa, weil ich vor Energie sprühte, sondern weil der Regen aufs Hotelfenster trommelte, als wolle er mich persönlich wecken. Nach zwei traumhaften Tagen mit Sonne, weichem Schnee und jeder Menge Höhenmeter war klar: Das hier würde ein anderer Tag werden.
Normalerweise lasse ich mich von schlechtem Wetter nicht vom Skifahren abhalten. Ich bin niemand, der zimperlich ist, wenn es auf der Piste mal ungemütlich wird. Aber heute war anders. Ich hatte schon 21 sehr gute Skitage in dieser Saison – und der Gedanke, jetzt mit nasser Ausrüstung im Koffer weiterzureisen, gefiel mir einfach nicht. Also entschied ich mich für etwas, das ich sonst nur selten mache: Ich brach frühzeitig auf.
Die Umbuchung des Shuttletransfers zum Flughafen war zum Glück unkompliziert. Statt um 18 Uhr saß ich bereits gegen Mittag im Bus Richtung Vancouver Airport. Gegen 15 Uhr checkte ich im Fairmont Hotel direkt am Flughafen ein – oder besser gesagt: im Flughafen, denn das Hotel liegt nicht nur in unmittelbarer Nähe, sondern ist quasi ins Terminal integriert.
Abschalten mit Ausblick
Statt nasser Skisocken gab’s jetzt komfortable Hotelpantoffeln. Ich richtete mich in der hoteleigenen Jetside Bar ein, mit Blick auf die Start- und Landebahn, meinem Laptop und einem nullprozentigem Bier. Ein idealer Ort, um Gedanken zu sortieren, E-Mails zu beantworten – und diesen Blogbeitrag zu schreiben.






Am Abend gönnte ich mir ein gutes Dinner und danach den Spa-Bereich des Hotels: Whirlpool, Pool – und sogar eine Sauna, etwas versteckt in der Herrenumkleide, aber durchaus funktional. Genau das Richtige nach drei intensiven Tagen im Schnee.
Was mir auffiel: In Kanada scheint Wasserversorgung ein echtes Thema zu sein – im positiven Sinne. Überall im Hotel findet man Zapfanlagen mit gefiltertem Wasser. Statt teurer Plastikflaschen steht im Zimmer eine Karaffe bereit, die man sich einfach auffüllen kann. Ein kleiner, aber angenehmer Service, den ich sofort zu schätzen wusste.
Fazit: Mein Eindruck vom Skigebiet Whistler Blackcomb
Was bleibt von Whistler? Ein sehr gutes Skierlebnis, vor allem durch das ausgedehnte Gelände, das man innerhalb des gesicherten Skigebiets befahren darf. Diese Mischung aus Freiheit und Sicherheit gefällt mir besonders gut – und unterscheidet sich spürbar von vielen europäischen Gebieten, wo oft alles klar abgegrenzt ist.
Was das Skigebiet selbst betrifft: Ja, es ist groß – aber vielleicht nicht so groß, wie es oft beworben wird. Bereits am ersten Tag hatte ich fast alle Lifte abgefahren, obwohl ich mich noch nicht perfekt auskannte. Ein anderer Skifahrer, den ich unterwegs traf, hatte an einem einzigen Tag alle Lifte sogar zweimal geschafft – und das ohne großes Drama. Mehr als 19.000 Höhenmeter Abfahrt sind da durchaus drin. Ich selbst kam an einem der Tage auf über 13.000 Höhenmeter, obwohl ich es nicht auf Rekorde angelegt hatte.
Modern? In Teilen. Charmant? Durchaus.
Whistler Village selbst ist gut organisiert, mit kurzen Wegen und funktionaler Infrastruktur. Natürlich fehlt der Charme alter Alpendörfer mit jahrhundertealter Geschichte – aber dafür bekommt man moderne Zweckmäßigkeit. In den Restaurants am Berg gibt es, wie in Europa, Self-Service, aber auch kleinere Hütten mit Snacks. Kulinarisch erwartet einen allerdings keine Höhenflüge – solide, aber nicht aufregend. Preislich liegt alles auf alpinem Niveau.
Was mir wirklich gefallen hat: Überall im Skigebiet gibt es Trinkwasserstellen. Becher stehen bereit, oder man füllt seine eigene Flasche auf. Ein Service, den ich als sehr angenehm empfunden habe – und in den Alpen nicht oft sehe.
Off-Piste & Backcountry – aber bitte nur mit Genehmigung
Spannend fand ich auch den Umgang mit Backcountry-Skifahren. Es gibt deshalb ausgewiesene Zugänge außerhalb des Gebiets. Wer möchte, kann für rund 200 EUR eine Tour in einer Gruppe buchen, was ich für einen fairen Preis halte. Was man hier hingegen so gut wie gar nicht sieht, sind Lawinenrucksäcke. In Lech fühlt man sich ja manchmal schon underdressed ohne ABS-System – hier scheint das kein Thema zu sein.





Mein Auftritt in Rot
Eine kleine Anekdote am Rande: Mein knallroter Dainese-Skianzug in Kombination mit dem roten Helm fiel offenbar auf. Ich wurde mehrfach auf mein Outfit angesprochen – positiv! Ein Junge fragte mich sogar, ob ich zur Ski Patrol gehöre. Die Einheimischen tragen eher gedeckte Töne – viel Schwarz, Grau, Pflaume. Und gerne im entspannten Snowboard-Style. Insofern: Ja, ich war vermutlich gut sichtbar.
Whistler in einem Satz?
Beeindruckend groß, technisch etwas altmodisch, aber voller Möglichkeiten.
Ein Ort, den man als Skifahrer erlebt haben sollte – und der auch bei nicht perfekten Bedingungen seine Qualitäten beweist.